Donnerstag, 31. August 2017

Fliegen mit Zugvögeln: Europa aus Waldrapp-Sicht!

Waldrappe überfliegen Kärnten und Norditalien (Foto: © www.teamholzmueller.com)
(Bilder des Tages, Österreich, Italien, Maike Grunwald) Jeden Herbst findet am Himmel über Österreich und Norditalien ein eigenartiges Spektakel statt: Ein kleiner Schwarm seltener Ibis-Vögel, so genannte Waldrappe, folgt einem skurrilen Ultra-Leichtfluggerät.

Fliegt gern mit Waldrappen: Walter Holzmüller im Motorschirm-Trike (Foto: © www.teamholzmueller.com)
Was sind das für Menschen? Was sind das für Vögel? Warum verfolgen sie sich? Erfahrt die Antworten auf diese Fragen und kommt mit auf eine aufregende Luftbilder-Reise aus Waldrapp-Sicht! Plus: Waldrapp-Fakten, Tipps für Menschen - und Reise-Ideen, wenn Ihr im Urlaub einfach mal zum Spaß mit dem Motorschirm-Trike fliegen wollt, um die Welt selbst aus der Vogelperspektive zu erleben.



Waldrapp - was ist das?

Waldrappe in Burghausen in Bayern (Foto: : © Birgit Attenberger, Waldrapp-Patin)

Im alten Ägypten galt er als Verkörperung des menschlichen Geistes, im Islam als Glücksbringer: der Waldrapp , ein gänsegroßer Schreitvogel aus der Familie der Ibisse. Einst war er in Europa sehr häufig, auch in Deutschland und Österreich. Aber im 17. Jahrhundert rotteten ihn die Menschen fast aus, da er als Delikatesse und Trophäe sehr begehrt war. Heute steht er als "akut vom Aussterben bedroht" auf der Roten Liste. 

Eingagierte Tierschützer bemühen sich seit vielen Jahren, den Vogel in seiner natürlichen Umgebung wieder anzusiedeln: das Waldrapp-Team

Den Vögeln zeigen, wo's lang geht


Start der Tour im Waldrapp-Camp in Grödig bei Salzburg (Foto: © www.teamholzmueller.com)

Einer von ihnen, Sport-Pilot Walter Holzmüller, hilft jeden Herbst bei der Lösung eines Grundproblems: Waldrappe sind Zugvögel, die im Winter nach Süden fliegen - aber den Weg dorthin müssen sie erlernen.

Normalerweise würden die Jungvögel die herbstliche Route ins Winterquartier von ihren Eltern fliegend erfahren. Aber: Viele Waldis im Projekt stammen aus Nachzuchtprogrammen zur Arterhaltung, zum Beispiel aus Zoos. Ihre Eltern sind selbst noch nie in den Süden geflogen.

"Menschengeführte Migration" heißt die Lösung. Die Jungvögel werden an  menschliche Bezugspersonen gewöhnt, die ihnen dann im ersten Herbst ihres Lebens den richtigen Weg zeigen - und zwar fliegend. Möglich macht das Walter Holzmüller mit seinem Ultraleicht-Fluggerät, dem Motorschirm-Trike. Die Bezugsperson sitzt auf dem Passagersitz, die Vögel folgen ihr und lernen den Weg. 

Das klingt leichter, als es ist, denn unbeständiges Wetter und die Gefahr durch Wilderer, die die Vögel abschießen, sorgen jedes Jahr für Aufregung. Doch die Waldrapp-Aktivisten lassen sich nicht aufhalten und wagen das Abenteuer Migration immer wieder. Als Beispiel, wie so eine Tour abläuft, haben sie mir das   Protokoll vom Herbst 2014 mit den passenden Fotos zur Verfügung gestellt: 14 junge Waldrappe ziehen zum ersten Mal in ihrem Leben nach Süden! 

Aktuelle News zum diesjährigen Herbstflug findet Ihr auf der Facebookseite https://de-de.facebook.com/Waldrappteam

Der Start und die erste Etappe


Das Ultraleichtfluggrät hebt ab (Foto: © www.teamholzmueller.com)
25. Augusts: Pilot Walter Holzmüller startet das Motorschirm-Trike XCitor. Hinter ihm auf dem Co-Piloten-Sitz: Vogel-Ziehmutter Anne. Ihr werden die 14 jungen Waldrappe folgen.


Die Waldrappe folgen ihrer Ziehmutter Anne (Foto: © www.teamholzmueller.com)

Vom Waldrapp-Camp in Grödig bei Salzburg fliegt das seltsame Gespann über Mauterndorf bis nach Nötsch (Kärnten). Starke Thermik und heftiger Gegenwind erschweren den siebenstündigen Flug, so dass das Team im Gailtal einen Zwischenstopp mit Camp einlegt. In den nächsten zwei Tagen heißt es: Warten auf gutes Flugwetter.
  
Auf nach Süden! (Foto: © www.teamholzmueller.com)

Zweite Etappe: Von Kärnten nach Italien


Atemberaubender Ausblick in der 2. Etappe (Foto: © www.teamholzmueller.com)
28. August: Von Nötsch überfliegt die Gruppe das Kanaltal, dann geht es weiter den Tagliamento entlang bis zum Flugplatz Valle Gaffaro im Po-Delta an der italienischen Adria.

Dritte Etappe: Überquerung des Appenin 


Dritte Etappe: Von der Poebene bis nach Borgo San Lorenzo (Foto: © www.teamholzmueller.com)

30. August: In nur zweieinhalb Stunden fliegen Menschen und Vögel von Valle Gaffaro über den Gebirgszug Apennin bis zum Flugplatz Borgo San Lorenzo, wo das Camp aufgeschlagen wird. 

Nach einigen Tagen Pause wird die letzte Etappe die muntere Truppe bis in das vom WWF Italien betreute Schutzgebiet Laguna di Orbetello führen. Dort werden die Waldrappe dann den Winter verbringen. Dabei werden sie zwar von WWF-Mitarbeitern beobachtet, sind aber sonst auf sich gestellt. 

Nach drei Überwinterungen können die Waldis dann selbst Eltern werden, wobei sie immer am Ort ihrer eigenen Kindheit brüten. Ihren Küken können sie dann die erlernte Strecke zeigen - ohne Menschen, wie von der Natur vorgesehen.
 

Hintergrund: Waldis in Bayern

Waldrappe in Burghausen (Foto: : © Birgit Attenberger, Waldrapp-Patin)
Auch in Deutschland leben wieder Waldis: im Brutgebiet Burghausen in Bayern. Diese Vögel haben den Weg ins Winterquartier nach Italien bereits erlernt und finden ihn alleine. Trotzdem werden sie von Tierschützern begleitet - zu ihrem Schutz. Denn leider gibt es immer noch Idioten, die auf die Vögel schießen. Erst im Juni berichtete Spiegel Online über einen solchen Fall: Ein Österreicher hatte einen brütenden Waldi angeschossen, der zum Glück gerettet werden konnte. 

Für die Begleit-Touren mit dem Auto sucht das Waldrappteam immer wieder Helfer, die auch italienisch sprechen. Durch Aufklärung der Bevölkerung vor Ort möchten die Tierschützer dazu beitragen, dass der Waldrapp, der zu den weltweit am stärksten bedrohten Vögeln gehört, sicherer reisen kann.

Rückblick: Junge Waldrappe Ende Juli (Foto: : © Birgit Attenberger, Waldrapp-Patin)

Waldrappe mögen nicht jedermanns Schönheitsideal entsprechen - witzig sind sie allemal. Als sehr soziale und (meistens!) monogame Vögel praktizieren sie ein ausgedehntes Begrüßungsritual: Wenn sie im Frühling wieder im Brutgebiet angekommen sind, umkreisen sie tagelang die Ruhefelsen, bis sie ihren Partner gefunden haben. Dann stellen Männchen wie Weibchen ihren Schopf auf, werfen den Kopf in den Nacken und verbeugen sich unter lauten "Chrup! Chrup!"-Rufen voreinander. Dabei präsentieren sie ausgiebig ihre individuelle Kopfzeichnung. Dieses Ritual wird mehrmals wiederholt. Das Grüßen eines Pärchens löst in der gesamten Waldrapp-Kolonie das Verbeugungsritual aus, das nicht nur auf die Balz- und Paarungszeit beschränkt ist. 

Burghausen ist übrigens auch für Menschen ein schönes Reiseziel - hier steht die längste Burg der Welt! Im nächsten Jahr sollen die Waldis auf das Burggelände ziehen - dann wird die berühmte Burg gleich doppelt einzigartig.

Adopt-A-Waldi: Mit Patenschaften helfen

Wer sich für die Waldis engagieren möchte, kann für 200 Euro im Jahr einen Patenschaft für seinen ganz persönlichen Waldrapp übernehmen (Kinder bekommen ihren Waldi schon für 150 Euro im Jahr).

Der Pate erhält eine Urkunde mit dem Namen seines Vogels (auch ein originelles Geschenk!) sowie eine Spendenbescheinigung für's Finanzamt.

Mehr dazu unter www.waldrapp.eu


Infos zum Waldrapp-Projekt

Auf Facebook
www.facebook.com/Waldrappteam

Waldi-Website
www.waldrapp.eu

Im Urlaub fliegen wie ein Waldrapp

Ein unvergesslicher Flug mit dem Motorschirm-Trike, individuelle Angebote für Passagiere, Piloten und Kurse für solche, die es werden wollen: Dies und mehr bietet das Flugsport Team Holzmueller in 4090 Engelhartszell, Österreich.

Angebote und Kontakt: www.teamholzmueller.com