Freitag, 18. März 2011

Gorilla-Tracking in Ruanda


Er ist der Chef: Der massige Silberrücken Munyimya  ist passenderweise nach einem Berg benannt (Foto: Maike Grunwald)
(Reise, Südafrika, Maike Grunwald) Heute musste ich wieder an die Familie Hirwa denken. Ohne Grund. Aber unsere Begegnung ist eines dieser unglaublichen Erlebnisse, die einem ein Leben lang immer wieder einfallen. Denn Hirwa ist eine Familie von Berggorillas, den letzten ihrer Art, und ich sah sie in freier Wildbahn in einem Bergwald in Ruanda.
Es ist nebelig und kühl im Vulcanoes-Nationalpark. Auf unserem Fußmarsch begegnen wir Bauern, die ihre Felder in rund 2000 Meter Höhe haben (Foto: Maike Grunwald)

Um die Stars aus "Gorillas im Nebel" zu erleben, muss man früh aufstehen. Um drei Uhr morgens geht es los. Es ist noch dunkel, als uns Jimi von "Thousand Hills Expeditions" in das Gorilla-Zentrum im Vulcanoes National Park fährt. Dort werden die 56 Gorilla-Touristen, die pro Tag zugelassen sind, in kleine Gruppen aufgeteilt.



Die Tracker wissen, wo die Gorillas übernachtet haben, und führen die Besucher zu ihnen. Viele Tracker waren früher Wilderer, heute leben sie vom Tourismus (Foto: Maike Grunwald)

Es gibt nur sieben Gorilla-Familien, die an Menschen gewöhnt sind und besucht werden dürfen. Jede Gruppe von je acht Touristen wird einer Familie zugeteilt. Nach einer ausführlichen Unterweisung fahren wir zusammen mit Francis, unserem Local Guide, durch das unwegsame Gelände der erloschenen Vulkane. Auf etwa 2000 Höhenmetern steigen wir aus dem Jeep und gehen zu Fuß weiter. Vier Stunden sind für die Wanderung eingeplant, eine davon ist für das Beobachten der Hirwa-Familie reserviert.


 Zum Reißausnehmen: Riesiger Regenwurm (Foto: Maike Grunwald)


Das Gelände ist unwegsam, es geht steil bergauf. Trotz der kühlen Höhenluft wird uns schnell warm. Unterwegs sehen wir Monster-Regenwürmer, die so fett und lang wie Schlangen sind. Dafür gibt es hier oben keine Malaria-Gefahr. Den Mücken ist es einfach zu kalt. Auf etwa 2.500 m treffen wir die Tracker. Die erfahrenen Spurenleser, die mit unserem Guide in ständigem Funkkontakt stehen, haben die Gorillas schon am Vortag aufgespürt. Sie wissen, wo die Tiere ihre Nester für die Nacht gebaut haben.

Mjam, mjam, lecker Bambussprossen: "Gorillas lieben Bambus. Ich glaube, er wirkt auf sie wie eine Droge. Sie sind dann so aufgekratzt", sagt unser Guide Francis (Foto: Maike Grunwald)













Dann, ganz plötzlich, auf einer Lichtung in 2.700 m Höhe, sehen wir sie: Die Berggorilla-Familie Hirwa. Der massige Silberrücken Munyimya hat gerade gefrühstückt und laust nun eine seiner fünf Frauen. Zwei seiner Söhne kullern miteinander ringend über die Lichtung. Neben ihnen frisst eine Gorilladame junge Bambussprossen, ein drei Monate altes Baby an der Brust. Wir müssen leise sein, Fotografieren ist nur ohne Blitz erlaubt. Die Gorillafamilie ist an Menschen gewöhnt, soll aber nicht gestört werden. Die Tracker achten darauf, dass ein Abstand von sieben Metern eingehalten wird. Er dient vor allem dem Schutz der bedrohten Tiere: Sie sind den Menschen genetisch so ähnlich, dass sie sich mit einer Erkältung anstecken könnten – und schlimmstenfalls daran zugrunde gehen.

Mystische Landschaft: Abendlicher Blick auf die erloschenen Vulkane im Vulcanoes National Park (Foto: Maike Grunwald)

Der Name Hirwa heißt so viel wie "Glück gehabt", erklärt uns Francis: "Normalerweise dauert es viele Wochen, bis ein Berggorillamännchen eine Familie für sich zusammensuchen oder übernehmen kann. Dieser Silberrücken hat es an einem Tag geschafft, daher der Name."


Familie Hirwa beim Faulenzen und Frühstücken (Foto: Maike Grunwald)


Ein Glück auch für die ganze Tierart, denn Bergorillas sind sehr selten.Wilderei, Krankheiten, Krieg und die Zerstörung ihres Lebensraums setzten ihnen dramatisch zu. Neuesten Schätzungen zufolge gibt es weltweit nur noch 786 Exemplare. In Gefangenschaft können sie im Gegensatz zu Flachlandgorillas nicht überleben. "Gorilla Tracking"-Touren zu den frei lebenden Tieren gehören dann auch zu Ruandas exklusiven Touristenattraktionen.
Im Nyungwe-Nationalpark kann man Schimpansen und 12 andere Affenarten sehen (Foto: Maike Grunwald)

In Ruanda zeigt sich, dass Tourismus auch gut für die Natur sein kann: Viele, die heute als Tracker, Guides oder Träger für Gorilla-Gäste arbeiten, waren früher Wilderer und Brandroder. Gleiches gilt für die Angstellten, die im Nyungwe Forest arbeiten, ein weiterer Nationalpark in Ruanda. Das Land, das kleiner als Baden-Würtemberg ist, kann insgesamt mit drei spektakulären Nationalparks aufwarten. "Der Tourismus ist die beste Entwicklungshilfe für Ruanda", sagt Deo Kamurase von Mantis-Hotels. 


Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Die Zahl der Berggorillas im Vulcanoes National Park ist nach Angaben der Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) in den letzten 12 Jahren um 14 Prozent gestiegen. Eine neue Zählung durch Artenschützer ergab, dass 480 Berggorillas im Nationalpark leben - 100 mehr als vor sieben Jahren. 

Reise-Infos und Adressen
Anreise: Mit Ethiopian Airlines ( 069/7 70 67 30 28, www.ethiopianairlines.com) ab Frankfurt nach Kigali.
Einreise: Mit Reisepass.
Gesundheit: Eine Gelbfieber-Impfung ist für die Einreise vorgeschrieben.
Gorilla-Touren: Mit Thousand Hills Expeditions (www.thousandhills.rw). Eine Tour kostet 500 US-Dollar.
Unterkunft: Gorillas Nest Lodge (www.mantiscollection.com), Nacht ab 150 Dollar. Nyungwe Forest Lodge, ab 400 Dollar, www.nyungweforestlodge.com

Mit vielen Bildern: Hier geht's zur Nyunwe Forest Lodge auf Hoteleparadiese.de
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Diese Reise wurde unterstützt The Mantis Collection und Ethiopian Airlines.